FAQs zu genomDE

Wir haben für Sie hier die wichtigsten Fragen zu genomDE zusammengestellt.

Informationen zur Nationalen Strategie für Genommedizin des Bundesministeriums für Gesundheit finden Sie hier.

 

FAQs

Was ist Genommedizin?

Seitdem automatisierte Genomsequenzierungen menschliche Erbinformationen im großen Maßstab zugänglich gemacht haben, verstehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer besser, welchen Einfluss spezifische genetische Veränderungen auf die Gesundheit oder Erkrankung eines Menschen haben.

Die Genommedizin nutzt Sequenzinformationen für eine genetische Diagnostik und klinische Interpretation der individuellen Erbinformation. Ärztinnen und Ärzten können damit Krankheiten immer besser diagnostizieren, ggf. neu klassifizieren, sowie optimale Präventionsmaßnahmen und Therapien einleiten.

Eine personalisierte Medizin, basierend auf Erkenntnissen der Analyse des individuellen Erbmaterials eines einzelnen Menschen, ist damit in greifbare Nähe gerückt. Die Genommedizin hat allerdings auch weitreichende ethische, rechtliche und gesellschaftliche Implikationen, die berücksichtigt werden müssen, damit Patientinnen und Patienten sicher von den Errungenschaften profitieren können.

Wie profitieren Patientinnen und Patienten von der Genommedizin?

Die Genommedizin ermöglicht es, Diagnosen schneller und präziser zu stellen und unterstützt die Ärztinnen und Ärzte bei der Auswahl der optimalen Präventions-Maßnahmen und Therapien. Man spricht dann von einer personalisierten Medizin, angepasst auf den einzelnen Menschen. Die Genommedizin wird bereits heute in Deutschland erfolgreich eingesetzt. Sie gehört bisher allerdings noch nicht zur Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen.

Vor jeglicher Therapie steht immer erst die Diagnosestellung. Mehr als 6.000 verschiedene Erkrankungen wie Mukoviszidose, Sichelzellanämie oder andere sehr seltene Erkrankungen, die auf genetische Ursachen zurückgehen, können mithilfe von Genomsequenzierungen heute diagnostiziert werden. Die Genomdiagnostik kann häufig eine jahrelang unklare Erkrankung erstmalig eindeutig bestimmen und die bislang häufig damit verbundene „Diagnose-Odyssee“ beenden.

Auch in der Prävention spielen genetische Daten inzwischen eine große Rolle. Vorsorge-Untersuchungen können etwa auf das individuelle Risiko eines Betroffenen abstimmt werden. Ein prominentes Beispiel aus der Onkologie sind bekannte Mutationen in den Genen BRCA 1 und 2, die u. a. mit einem stark erhöhten Brustkrebsrisiko einhergehen. Trägerinnen dieser Gene erhalten eine engmaschigere Krebsvorsorge.

Auch bei der Therapiewahl kommen bereits Gentests zum Einsatz. Denn das individuelle Erbgut des Menschen, aber auch individuell erworbene Mutationen (genetische Veränderungen) eines Tumors, können darüber entscheiden, ob eine medikamentöse Therapie anschlägt oder nicht. Auch bei einigen Seltenen Erkrankungen, die eine genetische Ursache haben, können die Auswirkungen der krankheitsursächlichen Genmutationen heutzutage bereits zielgerichtet behandelt werden.

Welche Ziele hat die nationale Genom-Strategie genomDE?

Ziel der Strategie genomDE ist es, die Genomsequenzierung von Patientinnen und Patienten in die Regelversorgung einzuführen, um damit genetisch gesicherte Diagnosen zu etablieren und auf die Patientinnen und Patienten zugeschnittene Präventionsmaßnahmen und Therapien zu ermöglichen. Im Fokus steht dafür der Aufbau eines sicheren Datenbanksystems, das Gesundheitsversorgung und Forschung verbindet und dabei relevante ethische, regulatorische und rechtliche Aspekte berücksichtigt. Die Einwilligung und Aufklärung der Patientinnen und Patienten ist dabei eine notwendige Voraussetzung und erfährt eine besondere Aufmerksamkeit im Rahmen der Strategie.

Wie werden die genetischen Daten der Patientinnen und Patienten geschützt?

Bei Genomdaten handelt es sich um sensible persönliche Daten des Menschen, die u. U. sogar Aussagen über nahe Angehörige treffen können. Aus diesem Grund dürfen genetische Daten nicht ohne das Wissen und die Zustimmung der Patientinnen und Patienten erhoben oder genutzt werden.

In Deutschland regelt das Gendiagnostikgesetz seit 2010 den Umgang mit genetischen Daten. Es soll einerseits die möglichen Gefahren und genetische Diskriminierungen verhindern und andererseits die Chancen der Gendiagnostik wahren, sowie eine ärztliche Beratung im Zusammenhang der Gendiagnostik sicherstellen. Seit 2018 findet in der EU außerdem die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Anwendung. Diese schreibt für besonders zu schützenden Daten wie Genomdaten strenge Regeln für die Speicherung, Weitergabe und Nutzung vor.

Was macht die Initiative genomDE?

Die Initiative genomDE hat das Ziel, die Genommedizin in die Regelversorgung zu implementieren. Dafür will die Initiative Standards für den klinischen Einsatz von Genomdiagnostik, die qualitätsgesicherte Sequenzierung und die interdisziplinäre Auswertung der Sequenzdaten etablieren. Darüber hinaus soll eine bundesweite Plattform für diagnostisch erhobene genetische Daten konzipiert und aufgebaut werden, die Gesundheitsversorgung und Forschung verbindet. Neben (sicherheits-)technischen Herausforderungen liegen vor allem auch ethische, regulatorische und gesellschaftliche Herausforderungen vor dem Konsortium. Die Bürgerinnen und Bürger sollen von Anfang an mit eingebunden werden und Fragen zum Nutzen aber auch zu Risiken sollen frühzeitig beantwortet werden.  

Wer ist an der Initiative genomDE beteiligt?

  • Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V.

  • Bioinformatik der Genomik und Systemgenetik, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

  • Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE)

  • Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

  • Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e.V. (HKSH-BV)

  • Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin

  • Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Bonn

  • Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik, Universitätsklinikum Tübingen

  • Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Heidelberg

  • Klinik I für Innere Medizin, Geschäftsstelle des nationalen Netzwerks Genomische Medizin, Universitätsklinikum Köln

  • Medizinische Klinik, Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM), Eberhard-Karls-Universität Tübingen

  • Technologie - und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF)

  • Translationale Medizinische Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

  • Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Universitätsklinikum Köln

Warum werden die Krankheitsbilder Krebs und Seltene Erkrankungen zuerst adressiert?

Die Krankheitsbilder Krebs und Seltene Erkrankungen nehmen in der Genommedizin eine Vorreiterrolle ein. Zum einen haben diese Erkrankungen überwiegend eine genetische Ursache. Zum anderen sind hier bereits umfassende Forschungsarbeiten erfolgt, die nun reif für eine Anwendung in der klinischen Praxis sind. Ab Januar 2024 wird das Modellvorhaben nach § 64e SGB V mit einer mindestens fünfjährigen Laufzeit starten, um an diesen zwei Krankheitsgruppen die Vorteile der Genommedizin für die Gesundheitsversorgung aufzuzeigen.

Was ist 1+Million Genomes?

1+Million Genomes ist eine Initiative der der Europäischen Union. Aktuell haben sich bereits 22 europäische Staaten zur Zusammenarbeit verpflichtet. Ziel der Initiative ist es, länderübergreifend einen sichereren und geregelten Zugang zu mindestens einer Million kompletter Genomsequenzen und weiterer Gesundheitsdaten zu ermöglichen. Dadurch sollen die Diagnostik, Prävention und personalisierte Behandlung von Erkrankungen europaweit entscheidend verbessert werden.